Foto: CSD Cottbus e.V.

Mitmenschlichkeit, Liebe für alle und gegenseitiger Respekt. Das sind Grundwerte, für die sich Engagierte des Regenbogenkombinats in Cottbus seit 2014 einsetzen.

Der Ort in der Thierbacher Straße, ganz in der Nähe vom Sachsendorfer Zelt, bietet Möglichkeiten sich zu begegnen, gemeinsam über Themen zu sprechen und sich zu unterstützen. Psychosoziale Beratung, Gesundheitsthemen und auch Gruppentreffen finden hier statt. Das Regenbogenkombinat soll queeres Leben sichtbar machen und bietet auch Schutz für Betroffene von Rechtsextremismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit. Alljährlich organisieren engagierte Menschen die CSD-Aktionswochen, die einen Beitrag leisten, um die Gesellschaft zu ermutigen, sich für Vielfalt einzusetzen und um dem in der Region spürbaren antidemokratischen Diskurs zu widersprechen.

Das Klima in der Gesellschaft wird immer rauer. Unsagbares wird sagbar. Es setzt Normalisierung ein. (RBB Reportage: Jung.Rechts.Radikal - Neonazis in der Lausitz vom 23.07.2025)

 

 

In Workshops und bei Projekttagen in den 7. bis 10. Klassen der Schulen in der Region Cottbus, Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz werden Sätze gesagt, die es vor einigen Jahren in dieser Schärfe noch nicht gab.

  • „Schwule sollen abgeschoben werden.“
  • „Ich hoffe, ich sehe im Workshop keine Transe, die Sex hat.“
  • „Die Schwuchteln sollte man wegbringen.“
  • „Das ist alles krank.“
  • „Selbst schuld, wenn ihr euch outet.“

Lehrer:innen erleben wir immer häufiger hilflos und ratlos. Auch Sozialarbeiter:innen an den Schulen sehen sich mit schwierigen Situationen konfrontiert. Einige fragen uns: „Was kann ich tun?“

Die Workshops sind oft laut. Die jungen Menschen zeigen sich respektlos. Untereinander herrschen massive Kämpfe. Gerade dann, wenn keine Lehrkraft im Raum ist, erleben wir vielfältige Konfliktlagen. Das ist für unser Bildungsteam Normalität. Wir begegnen Schüler:innen respektvoll und fragen interessiert nach, was sie bewegt. Wir hören ihnen zu und nehmen ihre Worte und ihr Verhalten ernst.

Schüler:innen berichten davon, dass sie die Schule hassen. Sie sprechen davon, dass sie Lehrer:innen sofort kündigen würden, wenn sie die Möglichkeiten dafür hätten. An vielen Schulen würden kaum mehr als ein oder zwei Lehrkräfte weiter unterrichten, wenn die Schüler:innen Personalentscheidungsmacht hätten. Diese Macht haben sie aber nicht.

Vielfach werden rote Linien überschritten. Machtverhältnisse, ein antidemokratischer Diskurs und der Umgang führen dazu, dass Menschen im System an Stärke gewinnen und andere wiederum zu Opfern werden. Schüler:innen werden zu Objekten gemacht. Sie sollen folgen, sich anpassen, still sein und sich fügen. Sie sollen keine Probleme machen. In Summe führt dieser Weg in eine Gesellschaft des Hasses, der Ausgrenzung und der Macht des Stärkeren.

Was können wir tun?

  • Menschen in Verantwortungspositionen müssen das Problem Rechtsextremismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit benennen
  • Täter:innen müssen zur Verantwortung gezogen werden; Wegschauen kann kein Modus sein
  • Verfolgte und Opfer von Rechtsextremismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit müssen geschützt und beschützt werden, sie brauchen Solidarität
  • Engagierte im Kampf für Demokratie und Vielfalt brauchen Solidarität und Unterstützung
  • Ressourcen müssen zur Verfügung gestellt werden, damit Engagierte handeln können

Der aktuelle Diskurs bereitet uns Sorge. Er überrascht uns allerdings auch nicht. Seit vielen Jahren berichten wir über diese Themen. Wir sprechen mit der Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft.

Wir sind der Auffassung, dass wir gesamtgesellschaftlich ein Problem mit Rechtsextremismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit haben. Rote Linien sind vielfach überschritten worden.